Länggassblatt 205, November 2010

Text: Jutta Strasser
Bilder: Reto M. Steffen
Länggassblatt 205, November 2010, Seite 7

 

Ineluege! – Grosses und kleines Glück

Es war an einem Spätsommerabend im August. Das halbe Quartier war unterwegs in einen besonderen Zwischenraum der Mittelstrasse, nein, nicht der Grossverteiler, es war die neu eröffnete Gelateria, ja tatsächlich, wir haben jetzt eine, hier in unserem Quartier, wer genau hinschaut, erkennt, auf einfache Art erbaut, einen kleinen Holzbau mit einer der Strasse zugewandten Glasfront, hinter der sich das Glück auf Erden in mannigfaltiger Art darbietet. Nicht zuviel und nicht zu wenig, genau so, wie es sein muss.

Solches und vieles mehr bietet sich an vielen Ecken und Höfen unseres Quartiers an, es ist immer die Kombination aus persönlichem Engagement, der Angemessenheit der baulichen und gestalterischen Mittel und der Qualität der Eingriffe. Erst dann entsteht eine selbstverständliche Nachhaltigkeit, die garantiert, dass geplantes nicht nach kürzester Zeit wieder verschwindet. Ein Spaziergang durchs Quartier bestätigt uns immer wieder diese Erkenntnis.

Flexible Wohnformen werden in zeitgemäss sanierten Liegenschaften angeboten. Was sich noch gestern als Gebäude mit mehreren Kleinwohnungen präsentierte verfügt heute über grosszügige, erschwingliche Familienwohnungen mit bester Anbindung an den ÖV und kann morgen als altersgerechte Wohnung wieder umgenutzt werden. Häuser vermögen sich besser unterschiedlichen Lebensphasen anzupassen als man auf den ersten Blick hin glaubt. Manchmal spielt das Glück mit, es finden sich ältere und jüngere Menschen, die Verantwortung wird übergeben, innerhalb oder ausserhalb von Familien und plötzlich entstehen generationenübergreifende Wohnformen, Gemeinschaftsgärten, Kinderbetreuungsangebote oder Einkaufsgemeinschaften im gleichen Haus u.s.w. *

Selbstverständlich gehören in der heutigen Zeit Überlegungen zum Energieverbrauch, sinnvollen Dämmungen und die Ausnützung von Sonnenergie oder Erdsonden zu guten Sanierungen. Intelligente Nutzungs- und Energiekonzepte sind auch mit bestehender Bausubstanz und einfachen Massnahmen nachhaltig realisierbar. Übrigens hat so mancher Innenhof durch einfache Eingriffe zu neuen Wohnqualitäten gefunden. Dies könnte der Anfang einer Verwandlung sein, die dort wie an vielen anderen Stellen in der Länggasse noch möglich ist. Wenn sich mehrere Hauseigentümer zusammenschliessen, der eine oder andere Zaun fällt, können plötzlich weitere grosszügige, halbprivate Aussenräume entstehen, die ganz neue Aufenthaltsqualitäten für alle Generationen aufweisen. Wir alle sind schon oft solchen Aussenräumen im Quartier begegnet. Eine Entdeckungsreise zu Fuss offenbart so manchen Hof oder Platz, der zum Be-Spielen auf jegliche Art einlädt. Oft sind es halböffentliche, introvertierte Gärten und Terrassen, die den direkten AnwohnerInnen hohe Alltagsqualitäten anbieten oder eben noch nicht aus ihrem tiefen Dornröschenschlaf geweckt wurden. Gerne engagieren wir uns mit unserem Architekturbüro auch in Zukunft für das Beleben solcher Räume und Veränderungen, die weiterhin zu einer lebenswerten Länggasse beitragen.

*siehe auch Informationen „Chamäleon“ , www.strasserarchitekten.ch

1011IneluegeLaenggassblatt205.pdf

 

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