Volksschule Munzinger, Bern

Projektwettbewerb im selektiven Verfahren (4. Rang, 4. Preis)
Gesamtsanierung Volksschule Munzinger, Bern
Kennwort: Chicorée
März 2010

 

Gesamtkonzeption

Nutzungsqualität
Die vorgeschlagene Lösung für die Gruppenräume ist geschickt: Die Räume sind in jeder Beziehung gleichwertig. Die Erschliessung einzelner Gruppenräume über den Korridor ist nicht ideal. Das ausgebaute Dachgeschoss ist gut für die vorgeschlagenen Nutzungsgruppen geeignet. Die Raumdisposition der Bibliothek ist grosszügig und die Nachbarschaft der Informatikräume fördert die erwünschten «Schülerbewegungen» in der Nähe der Bibliothek. Das Schulleiter- und Sekretariatszimmer befindet sich in der Nähe der Arbeitsbereiche der Lehrpersonen, liegt dafür nicht zentral. Die hochliegenden Fenster im Lehrerbereich sind für diese Nutzung problematisch. Die Lage der zweiten Küche ist für den Betrieb nicht ideal. Die Umnutzung der Turnhalle ist unspektakulär, die Realisierung aller Infrastrukturräumlichkeiten im Erdgeschoss führt zu beengten Platzverhältnissen.

Umgang mit der historischer Bausubstanz
Das Äussere der Gebäude bleibt weitgehend unverändert erhalten. Die Rampe für den hindernisfreien Aulazugang ist denkbar. Im Innern sind bezüglich Eingriffe in die Gebäudestruktur und Bausubstanz der Liftstandort und die Bildung und Erschliessung der Gruppenräume sowie die Behandlung der Ausstattungen und Oberflächen verträglich gewählt. Die vorgeschlagene durchgehende Funktionsschicht für die Haustechnik in den Schulzimmern verändert den Raumcharakter stark und wird als problematisch beurteilt.

Nutzungsflexibilität
Die baulichen Eingriffe für die Gruppenräume sind reversibel und damit ist die Anpassung an eine spätere Nutzung möglich. Die Nutzungsmöglichkeiten des grossen Mehrzweckraumes sind wegen der hochliegenden Fenster eingeschränkt; er kann nicht als Schulzimmer genutzt werden.

Minergiestandard
Die Verfasser zeigen, wie sie die Massnahmen zur Erreichung des Standards Minergie baulich und gestalterisch umsetzen wollen. Die vorgeschlagene «Funktionsschicht» auf der Innenseite der Klassenzimmer ist ein konzeptionell guter Vorschlag, der aber bezüglich Gestaltung noch nicht ausgereift ist.
Einhaltung des Minergie®-Standards wird mittels kontrollierter Lüftung, einer punktuellen Innenisolation und Fensterersatz erreicht. Ergänzend wird die Beleuchtungsanlage mit energieeffizienten Leuchtmitteln ersetzt. Der Energieträger für die Wärme ist erneuerbar. Sehr überzeugendes Gesamtsanierungskonzept.

 

Architektur

Raumqualität, Belichtung
Die räumlichen Qualitäten des Bestandes werden im Projekt berücksichtigt. Die Formulierung der notwendigen Brandabschnitte als zwar transparente, aber doch raumtrennende Elemente stört das Erschliessungssystem und führt zu einer unerwünschten Zonierung.
Der Einbau der notwendigen Infrastruktur der Aula ist nicht geglückt:
Die Symmetrie des Gebäudes bleibt unberücksichtigt, die Raumqualität des kleinen überhohen Foyers ist zu überprüfen, der ganze Vorraum ist räumlich aus dem Gleichgewicht.

Erschliessung, Wegführung
Die Erschliessung bleibt prinzipiell unverändert. Die Rollstuhlgängigkeit ist durch den neuen Lift gegeben. Ein hindernisfreien Ausgang auf den Pausenplatz fehlt. Der Zugang zum Technikgeschoss der Aula ist nicht eindeutig ersichtlich.

Gestaltung, Materialisierung
Die Verfassenden verweisen mittels Referenzbildern auf Stimmungen in den jeweiligen Raumgruppen. Eine eindeutige und konkrete Gestaltungsabsicht ist daraus nur schwierig zu lesen. Konzeptionell interessante Vorschläge, wie die Trennung der Gruppenräume oder die vorgeschlagene «Funktionsschicht» für die Installationen wurden bezüglich Material und Ausdruck nicht ausformuliert.

Gebäudestatik
Die im Projekt vorgesehenen Eingriffe in die Gebäudetragstruktur des Schulhauses sind klein und beschränken sich auf lokale Türausbrüche. Diese Massnahmen beeinträchtigen die Rohbausubstanz minimal. Die Nutzungsänderung im Dachgeschoss (Bibliothek) erfordert eine Überprüfung der Tragstruktur und bedingt gegebenenfalls Verstärkungen an der Unterzugsdecke über dem 2. Obergeschoss.
Der Lifteinbau stellt keine grosse Beeinträchtigung für die Rohbausubstanz dar. Die im Projekt vorgesehen Eingriffe in die Gebäudetragstruktur der Aula sind klein.
Sie beschränken sich auf lokale Wand- und Deckenausbrüche.

Gesamteindruck
Die Verfasser nehmen gegenüber dem Bestand eine respektvolle Haltung ein und lösen die wesentlichen Probleme der Aufgabe gekonnt. Die gestalterische Ausarbeitung der interessanten Vorschläge wäre bei diesem Potential wünschenswert gewesen.

(Auszug aus dem Jurybericht)

 

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